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Ich bin 33 Jahre jung.
Vor 15 Jahren hatte ich eine Fehlgeburt. Das Kleine ging von allein und ich brauchte keine Ausschabung. Ein Jahr später brachte ich Zwillinge zur Welt. Meine zwei Mädels sind jetzt 14 und gehen langsam ihren eigenen Weg.
Nach der Geburt der Zwillinge hatte ich starke Blutungen aus der GM. Damals brauchte ich auch schon Blutkonserven um zu überleben. Meine GM habe ich behalten. Mir hat damals keiner gesagt, dass die verloren gehen kann.
In den 14 Jahren nach den Zwillingen hatte ich noch 3 Fehlgeburten, die alle nicht von selbst gegangen sind und ausgeschabt werden mussten. Zwischenzeitlich hatte ich eine Spirale in der GM. Heute würde ich mir nie wieder eine legen lassen.
Ich hatte Probleme schwanger zu werden. Mit Jeder Ausschabung wurde es schwieriger.
Letztes Jahr im Oktober nach viel Angst und Hoffnung klappte es wieder. Im Dezember nach einer Blutung blieb der Krümel und ich wusste, dieser Kampfzwerg bleibt bei mir.
Ich hatte eine unkomplizierte schöne Schwangerschaft bis auf den überdimensionalen Bauch, der so groß war wie bei den Zwillingen.
Mein Sohn wollte nicht zur Welt kommen. Ich war schon fast 2 Wochen über Termin als mir der Termin zur Einleitung gegeben wurde.
Nach 4 Tabletten innerhalb 18 Stunden kam dann mein Sohn mit Hilfe des Wehentropfs vor 7 Wochen zur Welt. Da mein Muttermund sehr lange fest verschlossen war, hat die Hebamme etwas nachgeholfen.
Die Hebamme machte während der Presswehen einen Dammschnitt, der noch genäht werden musste. Die Hebamme holte eine Ärztin die mich zunähen sollte. Als die am Nähen war, fingen die Beiden an zu tuscheln und ein zweiter Arzt kam dazu. Er sagte dann, mein Muttermund wäre gerissen. Die Hebamme meinte der Mumu wäre sehr fest zu gewesen und ist deshalb gerissen.
Der Riß sollte also unter Vollnarkose genäht werden.
Ich hatte gerade mein kleines Baby bei mir, als ich auch schon merkte wie alles schwarz wurde. Ich gab den Kleinen noch schnell ab und weiß jetzt nur noch trübe, dass ich in den OP geschoben wurde.
Aufgewacht bin ich auf der Intensivstation. Das erste was mir nach einem Panikanfall und der Frage nach meinem Kind gesagt wurde, dass ich keine Gebärmutter mehr habe.
Es war nicht nur ein Riß, sondern mehrere Kleine, die nicht aufhörten zu bluten. Ich habe 4 Liter Blut verloren. Nein Freund musste das Einverständnis zur GM-Entfernung geben. Ich wäre verblutet und gestorben.
Der Moment auf der Intensivstation als ich aufwachte war ein Schock für mich. Die vielen Schläuche, Tropfer und Drähte an meinem Körper hatte ich erstmal überhaupt nicht registriert.
Ich habe nix kapiert. Meine Gebärmutter war einfach weg. Nicht mehr da??? Ich wollte doch noch ein kleinen Spielkameraden für meinen Sohn bekommen.
Ich wurde nicht gefragt, ob mir das wichtigste Organ der letzten Jahre einfach so entfernt werden darf. Mir hat Keiner erklärt was so gemacht wurde. Selbst jetzt noch, bin ich manchmal erschrocken und frage mich, was die da mit mir gemacht haben.
Keiner sagte mir, dass meine Eierstöcke noch da sind und ich nicht zu schnell in die Wechseljahre komme. Ich traute mich nicht zu fragen, denn ich hatte Angst vor der Antwort. Ich hasste meinen Körper und fühlte mich wie ein Versager. Keiner fragte warum ich jeden Tag weinte. Alle wollten nur wissen wie es meinem Körper geht. Auch jetzt wird immer nur nach meinem körperlichen Befinden gefragt. Keiner fragt wie sich meine Seele ohne GM fühlt. Selbst Verwandte und enge Bekannte möchten nichts davon wissen wie ich mich jetzt fühle.
Mir fehlt aber nicht nur das Organ. Mir fehlen die Gedanken an einen weiteren kleinen Zwerg. Auch wenn ich mit meinem 7 Wochen alten Sohn glücklich bin. Mir wird die Blutung fehlen, die mir jeden Monat erzählte wie es meiner Seele ging. Mein Körper wurde jeden Monat gereinigt. Das ist nicht mehr. Wie wird es wohl meiner Seele gehen ohne seine Waschung?  
Beim letzten Arztbesuch habe ich gefragt, ob ich wieder Sex haben darf. Darf ich noch nicht. Aber was ist wenn ich darf. Kann ich das überhaupt? Ich habe sehr viel Angst vor dem ersten Mal mit dem neuen Körper.
Im Krankenhaus wurde mir empfohlen ein halbes Jahr kein Sport zu treiben, da ich eine große Narbe vom Schambein bis zum Nabel habe. Ich fühle mich wie ein fettes Walross und darf keinen Sport machen. Mich hat Keiner gefragt, ob ich das will.
Mich hat Keiner gefragt, ob ich nicht nur eine riesen Narbe am Bauch haben möchte, sondern auch in meiner Seele.
Ich weiß, ich weiß...ich lebe noch und das Leben geht weiter. Trotzdem wurde mir, ohne mich zu fragen, genommen was immer da war und ich bin wütend. Wütend auf meinen Körper, der versagt hat. Wütend auf das Krankenhauspersonal. Und Wütend auf das ganze Geschehene. Ich hoffe die Wut verschwindet irgendwann und Trauer kann folgen. Ich möchte wieder ein Mensch sein.
 
Liebe Grüße
 M.
 
 
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